„Wir verstehen uns prima“

René bringt so leicht nichts aus der Ruhe. Erst recht keine lauten oder fiepsenden Geräusche. Der Maler aus Bautzen ist seit seiner Geburt stark schwerhörig, fast taub. Wild durcheinander redende Menschen am Arbeitsplatz bringen ihn nicht aus dem Konzept. Baustellenlärm oder emsige Geschäftigkeit stören ihn nicht. Laute oder schlechte Musik – kein Problem. René ist ein Mitarbeiter, der manchmal, ganz heimlich als goldener Unterpfand gilt. Wegen seiner – wenn man es so will – besonderen Fähigkeiten eignet er sich besonders für den Einsatz bei laufendem Betrieb. Das zumindest sagt sein Chef. Der junge Maler lacht schüchtern und taucht seine Rolle in den Farbeimer. Er zählt zu den Bescheidenen, den Fleißigen, zu denen, die jeden Tag geflissentlich ihre Arbeit verrichten und keinen großen Wind darum machen.

Ein junger Maler steht auf einer Leiter an der ein Farbeimer mit Pinsel hängt. Er schaut nach unten und lächelt in die Kamera.

René steigt die Leiter hinab. Seine Augen leuchten fast kindlich, seine Züge sind weich, der Blick wach. In den braunen Haaren hat sich ein Farbklecks verfangen, das passiert schon mal beim Decke-Streichen. Sein Handwerk hat der Geselle in Bautzen gelernt. Damit gehört er zu den Fachkräften in Sachsen, zu denen, die immer rarer werden. Und er verfügt nebenbei über seltene Zusatzqualifikationen: René kann Gebärdensprache und Lippen lesen, er versteht Laute und erkennt mehr aus der Haltung seines Gegenüber als manche Manager, die Seminare über Körpersignale halten. Er lacht und redet, wenngleich ihn nicht jeder leicht verstehen kann, weil Laute bei Schwerhörigen oft anders klingen. Aber er sagt: „Wir verstehen uns alle prima.“

ein junger Maler schaut zufrieden auf sein Werk
zwei junge Maler schauen lachen miteinander, der rechte hält einen Roller in der Hand

Auf dieser Homepage nennen wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur bei ihren Vornamen. Das hat aber keinen herabwürdigenden Grund und soll auch nicht flapsig oder gar hip wirken. Ganz im Gegenteil. Wir schätzen deren Mut sehr, ihre persönlichen Erfahrungen öffentlich zu machen. Dem begegnen wir mit Respekt und nennen nicht ihre Nachnamen und kürzen diese auch bewusst nicht ab.